Gliederung
Materialkosten: Erklärung & Berechnung | BuchhaltungsButler
Materialkosten gehören zu den wichtigsten Kostenarten von produzierenden Unternehmen. Um sie zu ermitteln, ist oft eine zusätzliche Aufarbeitung von erfassten Daten aus der Buchhaltung nötig. Wir erklären in diesem Beitrag, welche Kosten zu den Materialkosten zählen und welche Methoden sich zur Ermittlung des Materialverbrauchs eignen. Außerdem zeigen wir anhand eines ausführlichen Beispiels, wie man die Gesamtkosten aus Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten berechnet.
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Was sind Materialkosten?
Zu den Materialkosten gehören sämtliche Kosten, die im Zusammenhang mit der Fertigung eines Produktes entstehen. Dazu zählen zum Beispiel die Kosten für Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe. Der Verbrauch dieser Materialien und Energien wird bei der Ermittlung der Materialkosten preislich bewertet.
Materialkosten richtig zuordnen
Eine gewinnbringende Preiskalkulation ist nur dann möglich, wenn man die Anschaffungs– und Herstellungskosten eines Produktes genau bestimmen kann.
Für die Kostenanalyse werden folgende Verfahren angewendet:
- Kostenartenrechnung
- Hier erfolgt eine sinnvolle Einteilung aller anfallenden Kosten (Kostenarten) und die Unterteilung in Materialeinzelkosten und Materialgesamtkosten
- Kostenstellenrechnung
- Danach erfolgt die Zuordnung der Materialgemeinkosten zu Unternehmensbereichen (Kostenstellen)
- Kostenträgerrechnung
- Die abschließende Zusammenführung von Kostenarten- und Kostenstellenrechnung mit Zuordnung der Kosten zu einem Produkt (Kostenträger)
Materialkosten in der Kostenartenrechnung
In der Kostenartenrechnung werden die Materialkosten zunächst gesammelt und in sinnvolle Kostenarten unterteilt.
Zu den häufigsten Kostenarten gehören hier Rohstoffkosten, Hilfsstoffkosten und Betriebsstoffkosten. Zum besseren Verständnis sollte man zunächst die Kostenarten voneinander unterscheiden:
- Rohstoffe sind wesentlicher Bestandteil des Endproduktes (z.B. Holz, Metall).
- Hilfsstoffe sind ebenfalls Bestandteil des Produktes, jedoch nebensächlich (z.B. Verpackung, Schrauben, Nägel).
- Betriebsstoffe benötigen Sie für die Produktion. Sie sind jedoch lediglich Teil des Prozesses und nicht Bestandteil des Produktes (z.B. Heizenergie für die Werkhalle, Strom für die Produktionsmaschine).
Neben diesen Kosten zählen auch Ausgaben für
- Fremderzeugnisse,
- Fremdleistungen für eigene Erzeugnisse,
- Verschleißprodukte wie Werkzeug,
- und Handelswaren
zu den Materialkosten.
Berücksichtigen Sie ausschließlich Fremderzeugnisse bei den Materialkosten eines Produktes, denn selbst produzierte Halb- und Fertigerzeugnisse, die für die Weiterverarbeitung verwendet werden, wurden bereits bei Ihrer Fertigung in den Materialkosten berücksichtigt.
Sind alle anfallenden Materialkosten in der Kostenartenrechnung sinnvoll verteilt, ist die Basis für die Kostenstellenrechnung und die Kostenträgerrechnung gegeben.
Es erfolgt eine weitere Unterteilung der Kosten in Materialeinzelkosten (MEK) und Materialgemeinkosten (MGK).
Materialeinzelkosten
Materialeinzelkosten (MEK) lassen sich exakt berechnen und einem Produkt, auch Kostenträger genannt, direkt zuordnen. Üblicherweise handelt es sich bei diesen Kosten um Rohstoffkosten. Aber auch Ausgaben für Hilfsstoffe und fremdbezogene Halbfertigprodukte können zu den MEK zählen, wenn sie einem Produkt eindeutig zugeordnet werden können.
Materialgemeinkosten
Materialgemeinkosten (MGK) können hingegen keinem Produkt direkt zugeordnet werden, weil sie nicht für ein bestimmtes, sondern für mehrere Erzeugnisse anfallen.
Beispiele für Materialgemeinkosten sind:
- Personalkosten für den Einkauf und Lagerpersonal
- Abschreibungen auf Lagerbestände
- Betriebskosten für Werkhallen und Lager
Materialgemeinkosten sind nicht zu verwechseln mit Gemeinkostenmaterial. Letzteres beschreibt Materialmengen, die keinem Produkt zugeordnet werden können. Schmieröle und Kraftstoffe, die zu den Betriebsstoffen zählen, gehören zum Beispiel zum Gemeinkostenmaterial.
Materialgemeinkosten in der Kostenstellenrechnung
Weil eine direkte Zuordnung zum Produkt nicht möglich ist, ordnet man die Materialgemeinkosten zunächst Kostenstellen zu. Hierbei handelt es sich um klar abgegrenzte Bereiche im Unternehmen, die Kosten verursachen.
Im Materialbereich kann man Kostenstellen zum Beispiel wie folgt einteilen:
- Einkauf
- Materiallager
- Materialverwaltung und -buchhaltung
- Warenannahme und -prüfung
Die Zuordnung der Materialgemeinkosten zu den Kostenstellen erfolgt über den Betriebsabrechnungsbogen (BAB).
Materialkosten in der Kostenträgerrechnung
In der Kostenträgerrechnung werden die Daten aus der Kostenartenrechnung und der Kostenstellenrechnung zusammengetragen. Die MEK werden direkt den Kostenträgern zugeordnet. Ebenso werden hier die in der Kostenstellenrechnung verteilten MGK auf die entsprechenden Kostenträger verrechnet. Dies geschieht mit Hilfe von Verteilerschlüsseln (siehe Berechnung von Materialkosten).
Feststellung des Materialverbrauchs
Für die Berechnung der Materialkosten sind zunächst die verbrauchten Materialmengen zu ermitteln. Anschließend werden diese preislich bewertet. Zur Feststellung des mengenmäßigen Verbrauchs gibt es verschiedene Berechnungsmethoden.
Inventurmethode
Bei dieser Methode stellt man den Lagerbestand zu einem bestimmten Stichtag (in der Regel Ende der Abrechnungsperiode) durch eine körperliche Inventur fest. Den Materialverbrauch berechnet man danach wie folgt:
Materialverbrauch
=
Anfangsbestand (lt. Inventur) + Zugang (lt. Lagerkonto) – Endbestand (lt. Inventur)
Abgesehen vom Materialeinkauf erfolgen hier keine weiteren buchhalterischen Aufzeichnungen. So entfallen die Zuordnung zu einem Kostenträger oder einer Kostenstelle und auch die Ermittlung von Lagerverlusten ist nicht möglich.
Fortschreibungsmethode
Die Fortschreibungsmethode ist ebenfalls eine Art Inventurmethode. Diese erfolgt jedoch nicht durch einmalige Bestandsaufnahme, sondern fortlaufend. Bei der Entnahme wird ein Materialentnahmeschein ausgefüllt, der es den Mitarbeitern der Lagerbuchhaltung ermöglicht, den Verbrauch einer Kostenstelle und einem Kostenträger zuzuordnen.
Durch Addition der Materialentnahmescheine kann man den Verbrauch jederzeit feststellen.
Lagersollbestand
=
Anfangsbestand (lt. Inventur) + Zugang (lt. Lagerkonto) – Abgang (lt. Materialentnahmeschein) + Zugang (lt. Rücknahmeschein)
Einmal jährlich wird zusätzlich eine Inventur durchgeführt, um Lagerverluste aufzuzeigen. Der Verlust ergibt sich aus der Differenz zwischen Lagersollbestand und dem Lageristbestand.
Rückrechnungsmethode
Aus den abgelieferten Stückzahlen der Halb- und Fertigerzeugnissen ermittelt man bei dieser Methode den Verbrauch. Konstruktionszeichnungen und Anleitungen geben Auskunft über den Sollverbrauch je Einheit. Dieser wird mit der Anzahl der hergestellten Fabrikate multipliziert. Es wird keine zusätzliche Inventur vorgenommen. Eine Ermittlung von Lagerverlusten und außerplanmäßigen Verbräuchen ist aus diesen Gründen nicht möglich. Ebenso fließt das Gemeinkostenmaterial nicht in die Berechnung ein.
Zugangsmethode
Bei der Zugangsmethode erfassen Sie sämtliche Materialzugänge direkt als Aufwand und stellen sie entsprechend in Ihrer Kostenrechnung dar. Sie gehen davon aus, dass sämtliche Materialien verbraucht werden.
Vor- und Nachteile der Methoden
Die vorgenannten Methoden haben jeweils Vor- und Nachteile. Die nachstehende Tabelle hilft Ihnen dabei, sich für die Berechnungsmethode zu entscheiden, die am besten in Ihren Betriebsablauf passt.
Berechnungsmethode | Vorteile | Nachteile |
Inventurmethode |
|
|
Fortschreibungsmethode |
|
|
Rückrechnungsmethode |
|
|
Zugangsmethode |
|
|
Da die Fortschreibungsmethode die meisten Vorteile und genauesten Ergebnisse liefert, wird sie für die Ermittlung des Materialverbrauchs am häufigsten angewendet.
Berechnung von Materialkosten
Materialkosten ergeben sich aus der Summe von Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten:
Materialkosten = Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten
Während Sie die Materialeinzelkosten einfach ermitteln können, benötigen Sie für die Weiterverrechnung der Materialgemeinkosten zu einem Kostenträger passende Bezugsgrößen.
Die Verrechnung sollte verursachungsgerecht und wenn möglich in Mengenangaben erfolgen. Bezugsgrößen wie Gewicht, mengenmäßiger Verbrauch oder Lagerfläche in qm gehören zu den typischen Mengeneinheiten für eine Verrechnung. Ist eine mengenmäßige Erfassung nicht oder nur schwierig möglich, erfolgt eine Verrechnung meist mit der Bezugsgröße Euro.
Gemeinkostenzuschlag
Häufig erhalten die Einzelkosten einen prozentualen Zuschlag, damit eine möglichst verursachergerechte Verrechnung der Gemeinkosten erfolgen kann. Dieser Zuschlag wird als Gemeinkostenzuschlag bezeichnet. Er wird für jede Kostenstelle über den Betriebsabrechnungsbogen ermittelt. Dabei kann es sinnvoll sein, für jede Kostenstelle unterschiedliche Verteilerschlüssel zu definieren.
Beispiel für die Berechnung von Materialkosten
Nehmen wir an, Sie betreiben ein kleines Ladenlokal, in dem Sie Shirts & Taschen individuell bedrucken. Sie möchten die Materialkosten für jedes Produkt berechnen, um zu kontrollieren, ob Ihre Preise angemessen sind.
Zu Ihren Materialeinzelkosten gehören:
Materialart | Gesamtzahl | Gesamtkosten | Kosten je Stück |
Shirt unisex | 5.000 Stück | 50.000€ | 10€ |
Shirt kids | 2.000 Stück | 10.000€ | 5€ |
Taschen | 700 Stück | 7.000€ | 1€ |
Flockfolie (20 cm je Druck/Shirt) | 1.540 lfd. Meter | 15.400€ | 2€ |
Label für jedes Shirt | 7.700 Stück | 77€ | 0,10€ |
Die Summe Ihrer Materialeinzelkosten beträgt 82.477€.
Als Materialgemeinkosten fallen zusätzlich an:
Materialgemeinkosten | Euro |
Bezugskosten Shirts & Taschen (Einkauf, Warenannahme & -prüfung) | 25.000€ |
Abschreibung Lagerverluste (Schwund, Fehldruck etc.) | 1.000€ |
Heizkosten für dem Lager- und Druckraum | 2.000€ |
Wartung & Reinigung Drucker | 600€ |
Die Materialgemeinkosten in Höhe von insgesamt 28.600€ möchten Sie nun auf Ihre 3 Produkte verrechnen.
Da der Aufwand für das Bedrucken und den Verkauf für alle Produkte gleich ist, soll jedes Produkt den gleichen prozentualen Gemeinkostenzuschlag erhalten.
Berechnung des Gemeinkostenzuschlags:
28.600€ Materialgemeinkosten / 82.477€ Materialeinzelkosten
=
0,35
=
35% Zuschlag
Kostenträger | Kosten je Stück | Zuschlag | Gesamtkosten je Stück |
Shirt unisex | 12,10€ | 4,24€ | 16,34€ |
Shirt kids | 7,10€ | 2,49€ | 9,59€ |
Taschen | 3,10€ | 1,09 | 4,19€ |
Um Gewinn zu erzielen, müssen die Preise Ihrer Produkte über den ermittelten Gesamtkosten liegen.
Fazit zur Materialkostenberechnung
Bei der Berechnung von Materialkosten müssen Sie sowohl die Kosten für die Rohstoffe als auch für Hilfs- und Betriebsstoffe mit einbeziehen. Nur die Materialeinzelkosten können einem Kostenträger dabei direkt zugeordnet werden. Alle anderen Kosten (Materialgemeinkosten) müssen über Kostenstellen auf die Kostenträger verteilt werden. Aus der Summe der Materialeinzelkosten und den Materialgemeinkosten ergeben sich Ihre Materialkosten. Diese benötigen Sie, um Preise für Ihre Produkte gewinnbringend zu berechnen.
FAQs
Welche Kosten sind Materialkosten?
Alle Kosten, die in der Produktion für Rohstoffe, Hilfsstoffe und für Betriebsstoffe entstehen, zählen zu den Materialkosten.
Wie berechnet man Materialkosten?
Materialkosten ergeben sich in der Kostenträgerrechnung aus der Summe der Materialeinzelkosten und den Materialgemeinkosten.
Was ist der Unterschied zwischen Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten?
Materialeinzelkosten können einfach ermittelt und einem Kostenträger direkt zugeordnet werden. Die Materialgemeinkosten hingegen fallen für diverse Erzeugnisse an. Sie werden daher erst Kostenstellen zugeordnet und mit einem Verteilerschlüssel auf die Kostenträger umgelegt.
Sind Materialkosten fixe Kosten?
Nein. Materialkosten sind keine fixen Kosten. Sie gehören zu den variablen Kosten. Je mehr Material beschafft wird, desto höher sind die Kosten für das Unternehmen.
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