Gliederung
Bestandskonten in der Bilanz | BuchhaltungsButler
Im Rechnungswesen eines Unternehmens arbeitet man mit einem umfangreichen System aus Bestands- und Erfolgskonten. Auf ihnen werden alle bilanz- und erfolgswirksamen Geschäftsvorfälle nach dem Prinzip der doppelten Buchführung systematisch erfasst. Die Bestandskonten führen dabei alle Bilanzpositionen im Laufe des Geschäftsjahres fort und am Jahresende spiegeln sich ihre Bestände, Vermögen und Kapital eines Unternehmens in der Bilanz wider.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von Bestandskonten es gibt, nach welchem Prinzip sie aufgebaut sind und wie man Geschäftsvorfälle auf Bestandskonten richtig verbucht.
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Was sind Bestandskonten?
Bestandskonten sind Teil der Unternehmensbilanz. Für jeden Bilanzposten gibt es ein eigenes Bestandskonto, auf dem man Vermögen und Kapital eines Unternehmens sowie deren Wertveränderungen erfasst. Auf diese Weise führt man die einzelnen Bilanzbestände im Laufe des gesamten Geschäftsjahres fort und überführt diese am Jahresende in die Schlussbilanz.
Buchungen auf Bestandskonten sind immer erfolgsneutral. Sie mindern oder mehren die Bestände der einzelnen Bilanzpositionen und haben keine Auswirkungen auf Gewinn oder Verlust eines Unternehmens.
Wozu dienen Bestandskonten?
In einem buchführungspflichtigen Unternehmen fallen im Laufe eines Bilanzjahres viele Geschäftsvorfälle an. Damit die Bilanz übersichtlich bleibt, erfasst man die Zu- und Abgänge des Unternehmensvermögens und -kapitals auf separaten Konten. In der Bilanz findet man dann nur noch das Ergebnis all dieser Transaktionen zu einem bestimmten Stichtag.
Exkurs: Unterscheidung zu Erfolgskonten
Bei der Buchführung greift man auf zwei verschiedene Arten von Konten zurück: Bestandskonten und Erfolgskonten.
Auf Erfolgskonten erfasst man alle erfolgswirksamen Buchungen im Unternehmen. Dies sind Erträge und Aufwendungen, die den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens beeinflussen. Zinserträge bucht man zum Beispiel weder auf ein aktives noch passives Bestandskonto, man erfasst sie auf einem Erfolgskonto. Erfolgskonten werden über die GuV abgeschlossen, deren Saldo dann als Gewinn oder Verlust den Wert des Eigenkapitals in der Bilanz erhöht oder vermindert.
Unterschiede zwischen Erfolgskonten und Bestandskonten:
- Erfolgskonten bilden keine fortlaufenden Bestände ab, sondern beginnen jedes Jahr mit einem Nullsaldo.
- Man schließt Erfolgskonten über das GuV-Konto und nicht über das Schlussbilanzkonto ab.
- Aus Erfolgskonten lassen sich keine Vermögensbestände erkennen, aus ihnen ergibt sich der Gewinn und Verlust eines Unternehmens.
- Buchungen auf Ertragskonten sind erfolgswirksam.
Aktive und passive Bestandskonten
Je nachdem, ob Bestandskonten Aktiv- oder Passivpositionen aus der Bilanz fortführen, unterscheidet man zwischen
- aktiven Bestandskonten und
- passiven Bestandskonten.
Aktivkonten bilden die Vermögenswerte eines Unternehmens ab und Passivkonten dessen Kapitalherkunft. Die einzelnen Aktiv- und Passivkonten leiten sich aus § 266 HGB ab, in welchem die Gliederung der Bilanz vorgegeben ist. Noch detaillierter sind Kontenrahmen, in denen die Konten für die Bedürfnisse verschiedener Branchen systematisch aufgegliedert und nummeriert sind.
So sind Bestandskonten aufgebaut
Bestandskonten sind, genau wie die Bilanz, in T-Form aufgebaut. Auf der linken Seite steht das “Soll” und rechts das “Haben”.
Man kennt die Bezeichnungen “Soll” und “Haben” vom eigenen Girokonto. Doch lassen Sie sich nicht verwirren, in der Buchhaltung haben die Bezeichnungen nicht die gleiche Bedeutung.
Am Anfang des Geschäftsjahres weisen Bestandskonten lediglich einen Anfangsbestand auf. Im Verlauf erfasst man Bestandsveränderungen als Zu- und Abgänge im Soll und im Haben. Aus der Differenz zwischen Soll und Haben berechnet man am Jahresende den Schlussbestand und bringt das Konto so ins Gleichgewicht.
Wichtig dabei ist: Anfangs- und Endbestände sowie Bestandsveränderungen erfasst man auf aktiven und passiven Bestandskonten unterschiedlich, und zwar genau spiegelverkehrt. Wie das genau funktioniert, erklären wir gleich.
Das Aktivkonto
Aktivkonten bilden die Vermögenswerte, also Anlagevermögen und Umlaufvermögen, eines Unternehmens ab. Sie stehen auf der linken Seite der Bilanz. Für jeden Aktivposten der Bilanz gibt es ein entsprechendes eigenes aktives Bestandskonto.
Beispiele für aktive Bestandskonten:
- Kasse
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- Grundstücke
- Maschinen
- Vorräte
Im Soll eines Aktivkontos stehen der Anfangsbestand und die Bestandszugänge. Abgänge und der Schlussbestand des Kontos erscheinen im Haben.
Merke: Der Endbestand eines Aktivkontos steht stets auf der Habenseite. Man spricht hier aber von einem Sollsaldo, da die Sollbestände die Habenbestände übersteigen.
Es lohnt sich, das Prinzip der Aktiv- und Passivkonten genau zu verinnerlichen. Dann lässt sich das Buchungsschema “Soll an Haben”, nach welchem alle Geschäftsvorfälle buchhalterisch erfasst werden, stets ganz einfach logisch herleiten.
Das Passivkonto
Passivkonten bilden das Kapital und die Schulden eines Unternehmens ab und stehen auf der rechten Seite der Bilanz. Eigenkapital, Verbindlichkeiten oder Rückstellungen: Für jeden Passivposten der Bilanz existiert ein entsprechendes passives Bestandskonto.
Beispiele für passive Bestandskonten:
- Eigenkapital
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
- Steuerrückstellungen
- Passive Rechnungsabgrenzungsposten
- Passive latente Steuern
Der Aufbau eines Passivkontos ist genau entgegengesetzt zu dem eines Aktivkontos. Anfangsbestand und Zugänge stehen im Haben. Abgänge und den Schlussbestand verbucht man im Soll.
Merke: Der Saldo eines Passivkontos steht immer auf der Sollseite. Dennoch spricht man von einem Habensaldo, da die Bestände im Haben die Sollbestände übersteigen.
Bestandskonten führen
Während eines Geschäftsjahres verbucht man die Geschäftsvorfälle im Unternehmen fortlaufend auf den Bestandskonten. Alle Wertveränderungen werden dafür nach dem Prinzip der doppelten Buchführung auf mindestens zwei Bestandskonten erfasst. Dabei bucht man stets “Soll an Haben”. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Buchungstypen:
- Eröffnungsbuchung
- Bestandsveränderungen buchen
- Abschlussbuchung
Bestandskonten eröffnen
Zu Beginn jedes Geschäftsjahres sind die Bestandskonten mit ihrem Anfangsbestand zu eröffnen. Der Anfangsbestand ergibt sich aus dem Wert des zugehörigen Bilanzpostens aus der Eröffnungsbilanz. Da die Eröffnungsbilanz kein Konto darstellt, behilft man sich für die Eröffnungsbuchung technisch mit dem Eröffnungsbilanzkonto (EBK) als Gegenkonto. Dieses hat ansonsten keine weitere Funktion.
So eröffnet man aktive und passive Bestandskonten (SKR03):
s | 4830; Fuhrpark | 204.500€* |
h | 9000; EBK | 204.500€ |
s | 9000; EBK | 200.000€ |
h | 0550; Darlehen | 200.000€ |
Markus Schmetz
Steuerberater bei Markus Schmetz Steuerberatung
Dipl. Kfm. (FH) Markus Schmetz ist Steuerberater, Fachberater für Finanz- und Vermögensplanung (DStV e.V.) und Inhaber einer Einzelpraxis in Düsseldorf. Er berät Privatpersonen, Existenzgründer und kleine und mittelständische Unternehmen. Im Unternehmensbereich hat er sich insbesondere auf die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen spezialisiert.
Geschäftsvorfälle auf Bestandskonten buchen
Wertveränderungen im Unternehmen betreffen in der doppelten Buchführung immer mindestens zwei Konten. Sie können den Wert von Bestandskonten mindern oder mehren und auch die Bilanzsumme beeinflussen. Je nachdem, welche Konten angesprochen werden, unterscheidet man zwischen vier Arten von Bestandsveränderungen:
Aktivtausch
Bei einem Aktivtausch werden zwei Aktivkonten angesprochen. Dabei nimmt eine Aktivposition an Wert zu und die andere verliert an Wert. Die Bilanzsumme verändert sich dadurch nicht.
Beispiel für einen Aktivtausch: Ein Unternehmen kauft ein Auto vom Bankguthaben (SKR03).
s | 0320; Fuhrpark | 19% VSt. | 40.000€* |
h | 1200; Bank | 40.000€ |
Passivtausch
Bei einem Passivtausch werden zwei Passivkonten angesprochen. Während der Wert eines Passivpostens steigt, nimmt er beim anderen ab. Auch hier ändert sich die Bilanzsumme nicht.
Beispiel für einen Passivtausch: Ein Unternehmen wandelt einen kurzfristigen Kredit in ein langfristiges Darlehen um (SKR03).
s | 0631; Verbindlichkeiten ggü. KI | 50.000€ |
h | 0550; Darlehen | 50.000€ |
Aktiv-Passiv-Mehrung
Bei einer Aktiv-Passiv-Mehrung nimmt sowohl der Bestand einer Aktivposition als auch der eines Passivpostens zu. Dadurch steigt die Bilanzsumme.
Beispiel für eine Aktiv-Passiv-Mehrung: Ein Unternehmen kauft Maschinen auf Kredit (SKR03).
s | 0240; Maschinen | 19% VSt. | 220.000€* |
h | 0550; Darlehen | 220.000€ |
Aktiv-Passiv-Minderung
Nimmt der Bestand von Bilanzpositionen auf der Aktiv- und auf der Passivseite ab, spricht man von einer Aktiv-Passiv-Minderung. Durch den Vorgang sinkt die Bilanzsumme.
Beispiel für eine Aktiv-Passiv-Minderung: Ein Unternehmen tilgt ein Darlehen aus seinem Kontoguthaben (SKR03).
s | 0550; Darlehen | 25.000€ |
h | 1200; Bank | 25.000€ |
Bestandskonten abschließen
Um Bestandskonten abzuschließen, berechnet man zuerst den Schlussbestand eines Kontos. Dazu addiert man die Zugänge zum Anfangsbestand und zieht die Abgänge aus der Gegenseite des Kontos ab. Auch hier greift man beim Buchen wieder auf ein Hilfsmittel zurück, das Schlussbilanzkonto.
So schließt man aktive und passive Bestandskonten ab (SKR03):
s | 9100; SBK | 244.500€ |
h | 4830; Fuhrpark | 244.500€ |
s | 0550; Darlehen | 445.000€ |
h | 9100; SBK | 445.000€ |
Bestandskonten in die Bilanz überführen
Für den Wertansatz in der Bilanz sind nicht die buchhalterischen Kontosalden, sondern die bei der jährlichen Inventur ermittelten Bestände maßgeblich. Die ermittelten Schlussbestände der Bestandskonten sind als Sollwerte mit den tatsächlichen Beständen abzugleichen und bei Abweichungen zu korrigieren. Erst dann können sie in die Bilanz übernommen werden.
Fazit: Aktive und passive Bestandskonten führen Bilanzbestände fort
Bestandskonten sind essenzieller Bestandteil der Bilanz, in denen die Bestände von Vermögen und Schulden im Jahresverlauf fortgeschrieben werden. Für jede Bilanzposition gibt es ein entsprechendes Bestandskonto, auf dem man Wertveränderungen bei Vermögen und Kapital des Unternehmens erfasst. Die Salden gehen am Jahresende in der Bilanz auf. Buchungen auf Bestandskonten sind stets erfolgsneutral und beeinflussen nicht den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens. Wer die Systematik und Aufbau von Aktiv- und Passivkonten verinnerlicht, kann ganz leicht Buchungssätze nach dem Soll-an-Haben-Prinzip herleiten.
FAQs
Welche Bestandskonten gibt es?
Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Bestandskonten. Auf Aktivkonten bucht man das Vermögen und auf Passivkonten das Kapital eines Unternehmens.
Welche Kontenklassen sind Bestandskonten?
Die Kontenklassen für Aktiv- und Passivkonten sind je nach Kontenrahmen unterschiedlich. Im SKR04 beginnen Aktivkonten mit den Ziffern 0 (Anlagevermögen) oder 1 (Umlaufvermögen) und Passivkonten mit 2 (Eigenkapital) oder 3 (Fremdkapital). Im SKR03 finden sich beide in der Kontenklasse 0.
Ist Eigenkapital ein Bestandskonto?
Auch das Eigenkapitalkonto ist ein Bestandskonto, dessen Bestand fortgeschrieben wird. Um Bestandsveränderungen des Eigenkapitals, also Erträge und Aufwendungen, zu erfassen, bedient man sich spezieller Erfolgskonten. Dies werden über die GuV abgeschlossen und fließen so ins Eigenkapitalkonto ein.
Ist GuV ein Bestandskonto?
Die GuV ist ein Unterkonto des Eigenkapitals. Erträge und Aufwendungen werden auf speziellen Erfolgskonten gebucht und über die GuV abgeschlossen. Der Saldo der GuV fließt dann als Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag in das Eigenkapitalkonto ein.
Wie bucht man auf ein Bestandskonto?
Für die Buchung auf Bestandskonten gilt wie überall in der doppelten Buchführung das Prinzip “Soll an Haben”. Anfangsbestände und Zugänge werden bei Aktivkonten im Soll gebucht, Abgänge und der Schlussbestand im Haben. Bei Passivkonten ist es genau andersherum.
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