Geschäfts- oder Firmenwert: Definition, Berechnung & Buchung

Kerstin Stamer
Hier werden Unterschiede zwischen originären und derivativen GoF definiert
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Geschäfts- oder Firmenwert | BuchhaltungsButler

Sie denken daran, sich durch den Ankauf eines Unternehmens zu vergrößern oder über den Verkauf Ihres Unternehmens nach? Dann müssen Sie den Geschäfts- oder Firmenwert berechnen können. Wir erklären in diesem Beitrag die wichtigsten Begriffe und gesetzlichen Regelungen zum Firmenwert. Außerdem zeigen wir anhand von Beispielen, wie Sie den Geschäftswert ermitteln und buchhalterisch erfassen.

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Was versteht man unter Firmenwert?

Redet man vom Geschäfts- oder Firmenwert (GoF), ist damit der Unterschiedsbetrag gemeint, der sich aus dem Kaufpreis eines Unternehmens und dessen Wert gemäß Bilanz ergibt. 

Der Mehrwert, auch Goodwill genannt, resultiert aus den Gewinnchancen, die der Käufer mit Blick in die Zukunft des Unternehmens erwartet. Seine positiven Annahmen beruhen dabei auf wertbildenden Faktoren wie dem Image, einer guten Organisationsstruktur, dem bestehenden Kundenstamm oder der hohen Qualifikation der Mitarbeiter. Der immaterielle Wert des Unternehmens fließt somit in den Gesamtwert eines Unternehmens ein.

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Was beinhaltet der Firmenwert?

Beim Firmenwert denkt man vielleicht zunächst nur an den Wert der Vermögensgegenstände aus der Bilanz sowie die Verbindlichkeiten eines Unternehmens. Die Differenz zwischen den Vermögensgegenständen und den Verbindlichkeiten wird in der Unternehmensbewertung als Substanzwert bezeichnet und ist mit dem Eigenkapital gleichzusetzen. Der Substanzwert ist jedoch nur ein Bestandteil des Firmenwertes. Er bildet das Vermögen ab, das dem Unternehmen für seine Tätigkeit zur Verfügung steht. 

das ist der Geschäfts- oder Firmenwert

Für die Ermittlung des Firmenwerts spielt das Potenzial, das sich aus diesem Vermögen ergibt, jedoch eine ebenso große Rolle. Erst der Einsatz von Mitarbeiter-Know-How, Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie gute Organisationsstrukturen ermöglichen es, mit dem vorhandenen Vermögen auch Überschüsse zu erzielen. Aus diesem Zusammenspiel der vorgenannten Faktoren und dem Substanzwert ergibt sich ein deutlich höherer Wert, der sogenannte Ertragswert.

Neben dem Substanzwert und dem Ertragswert muss bei der Ermittlung des GoF außerdem zwischen dem originären und dem derivativen Geschäfts- oder Firmenwert unterschieden werden.

Originärer Geschäftswert

Der originäre Geschäftswert beinhaltet die selbst geschaffenen Werte des Unternehmens. Hierzu gehören zum Beispiel ein exklusiver Kundenstamm und eine gute Organisationsstruktur. 

Wird mittels Unternehmensbewertung der Ertragswert einer Firma ermittelt, so wird die Differenz aus dem Ertragswert und dem Substanzwert als originärer Geschäftswert bezeichnet.

Für den originären GoF besteht sowohl handels- als auch steuerrechtlich ein Bilanzierungsverbot (§248 (2) HGB). Er wird nicht als Vermögensgegenstand gewertet und darf deshalb nicht aktiviert werden.

Derivativer Geschäftswert

Als derivativer Geschäftswert wird hingegen der Wert bezeichnet, der über den Substanzwert hinaus für ein Unternehmen gezahlt wurde.  

Durch die Zahlung eines Kaufpreises wird der vorab ermittelte “imaginäre” Ertragswert zu einem realen Wert. Durch diese sogenannte Objektivierung des Ertragswertes lässt sich der derivative Geschäftswert im Vergleich zum originären auch aktivieren.

Gemäß §246 HGB besteht ein Aktivierungsgebot für den Unterschiedsbetrag aus Kaufpreis und Substanzwert. §246 HGB besagt ebenfalls, dass der derivative GoF einen begrenzt nutzbaren Vermögensgegenstand und damit ein immaterielles Wirtschaftsgut darstellt. Hieraus lässt sich ableiten, dass der derivative Firmenwert abzuschreiben ist. Als übliche Nutzungsdauer für die Abschreibung des Firmenwertes werden nach Steuerrecht 15 Jahre angesetzt. Das HGB sieht hingegen eine lineare Abschreibung über 10 Jahre vor.

Auch das Steuerrecht schreibt in §5 (2) EStG die Aktivierung von entgeltlich erworbenen immateriellen Vermögensgegenständen wie z.B. Lizenzen oder Schutzrechten vor. Die Pflicht gilt demnach ebenso für den derivativen Geschäfts- oder Firmenwert.

Originärer und derivativer Geschäftswert, Ertragswert und Kaufpreis: Begriffe leichter unterscheiden

Um die vorgenannten Begriffe klar voneinander abgrenzen zu können, ist es hilfreich, sie einer zeitlichen Abfolge sowie Parteien zuzuordnen.

originärer GoF derivativer GoF
lediglich berechneter Wert (vor Kaufvertrag oder für reine Unternehmensbewertung) durch Zahlung eines Kaufpreises objektivierter Wert (nach Kaufvertrag)
vom Unternehmensinhaber nicht aktivierbar durch Zahlung beim neuen Inhaber / Käufer aktivierbar
Ertragswert Kaufpreis
lediglich berechneter Wert tatsächliche Zahlung
nicht aktivierbar aktivierbar beim Käufer
Marcus Kemper

Marcus Kemper

Steuerberater bei Steuerkemper

Marcus Kemper arbeitete bereits in verschiedenen renommierten Steuerberaterkanzleien. Nachdem er 2006 erfolgreich sein Steuerberaterexamen absolvierte, folgte 2007 dann die eigene Existenzgründung. Seine Kanzlei bietet unter anderem Bescheidprüfung, Betriebsprüfung sowie betriebswirtschaftliche und gestalterische Beratung an. Zu einer der jüngsten Auszeichnungen von Steuerkemper zählt das Datev-Label “Digitale Kanzlei”, welches der Kanzlei im Jahr 2019 verliehen wurde.

Berechnung des Geschäfts- oder Firmenwertes

Zur Berechnung des derivativen GoF müssen wir den Kaufpreis sowie den Substanzwert des Unternehmens kennen.

Beispiel: Unternehmen A möchte Unternehmen B kaufen. A zahlt einen Kaufpreis in Höhe von 1.000.000€

Die Bilanz von Unternehmen B sieht wie folgt aus:

Aktiva Passiva
Maschinen 300.000€ Eigenkapital 200.000€
Waren 500.000€ Verbindlichkeiten 700.000€
Bank 100.000€
Summe: 900.000€ Summe: 900.000€

Berechnung Substanzwert

Für die Ermittlung des Substanzwertes bilden Sie die Summe aus sämtlichen Vermögensposten der Aktivseite. Dies entspricht dem Brutto-Substanzwert. Hiervon ziehen Sie das Fremdkapital ab (in unserem Beispiel die Verbindlichkeiten), um den Substanzwert zu erhalten.

Substanzwert = Vermögen – Schulden
900.000€ – 700.000€ = 200.000€

Berechnung Derivativer Firmenwert

Nachdem Sie den Substanzwert berechnet haben, stellt sich die Frage, woher der Unterschied zwischen dem Substanzwert und dem gezahlten Kaufpreis kommt.

Derivativer GoF = Kaufpreis – Substanzwert
1.000.000€ – 200.000€  = 800.000€

So wird der Substanzwert berechnet

Bedenken Sie bei der Berechnung des derivativen Geschäftswerts auch die stillen Reserven des Unternehmens, die sich aus unterbewertetem Anlagevermögen entwickelt haben. Gibt es zum Beispiel abgeschriebene Güter, die nur noch mit einem Erinnerungswert von 1€ in der Bilanz auftauchen, deren tatsächlicher Wert jedoch höher ist? Indem Sie die stille Reserve in die Berechnung des derivativen GoF einbeziehen, sorgen Sie dafür, dass, wie vorgeschrieben, der Zeitwert des Anlagevermögens berücksichtigt wird.

Buchung des derivativen Geschäftswerts

Als Käufer aktivieren Sie sowohl die erworbenen Vermögensgegenstände als auch den derivativen Geschäftswert. Die Buchung unseres Beispiels sieht danach wie folgt aus:

Ankauf Unternehmen B

s 0210; Maschinen 300.000€
s 3349; Wareneingang 500.000€
s 0035; Geschäfts- Firmenwert 800.000€
h 0650; Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten 700.000€
h 1200; Bank 900.000€

Fazit

Um den Firmenwert zu ermitteln, ist mehr nötig, als nur auf das Reinvermögen eines Unternehmens zu schauen. Darüber hinaus müssen wertbildende Faktoren wie ein guter Ruf oder Standort, ein großer Kundenstamm und effiziente Organisationsstrukturen berücksichtigt werden. Wird ein Unternehmen verkauft und ein Kaufpreis über dem Substanzwert, also dem reinen Vermögen, gezahlt, wird bei dem Unterschiedsbetrag vom derivativen Geschäfts- oder Firmenwert gesprochen. Dieser ist gemäß §246 (3) HGB aktivierungspflichtig und muss als abnutzbarer Vermögensgegenstand über 10 bzw.  15 Jahre abgeschrieben werden.

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FAQs

Wie wird der Firmenwert berechnet?

Der Firmenwert ergibt sich aus dem Kaufpreis, den ein Käufer für das Unternehmen zahlt, abzüglich des Substanzwertes, der sich aus der Bilanz ableiten lässt.

Was sagt der Firmenwert aus?

Bei der Ermittlung des Firmenwertes wird nicht nur das Reinvermögen eines Unternehmens betrachtet. Erfolgsbildende Faktoren werden in die Bewertung einbezogen und mit einem Kaufpreis über dem Substanzwert honoriert.

Was gehört zum Firmenwert?

Der Unterschiedsbetrag zwischen Kaufpreis und Substanzwert eines Unternehmens entsteht durch die Berücksichtigung von wertbildenden, immateriellen Werten. Hierzu gehören ein guter Standort, gute Mitarbeiterqualifikation und Organisationsstrukturen, eine sichere Auftragslage  sowie ein fester Kundenstamm.

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