Rücklagen und Rückstellungen: Die Unterschiede verstehen!

Kerstin Stamer
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Rücklagen und Rückstellungen leicht erklärt | BuchhaltungsButler

Man könnte meinen, dass Rücklagen und Rückstellungen lediglich unterschiedliche Bezeichnungen für finanzielle Reserven sind. Doch so einfach ist es nicht. Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag, was Rückstellungen und Rücklagen sind und wie sie sich voneinander unterscheiden.

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Was sind Rücklagen?

Rücklagen sind Teil des Eigenkapitals und dienen dem Unternehmen als finanzielle Reserve. Rücklagen machen es dem Unternehmen möglich, evtl. Verluste auszugleichen und sie stärken das Eigenkapital der Firma. Rücklagen resultieren aus dem Unternehmenserfolg und werden auf gesonderten Rücklagenkonten ausgewiesen, wenn es sich um sogenannte offene Rücklagen handelt. Stille Rücklagen hingegen sind in der Bilanz nicht erkennbar. 

Offene und Stille Rücklagen

Rücklagen können entsprechend ihrer Sichtbarkeit in der Bilanz in offene und stille Rücklagen unterteilt werden. Bei den stillen Rücklagen handelt es sich um eine verborgene Reserve, die entweder durch eine Überbewertung der Passiva oder einer Unterbewertung der Aktiva entsteht. Daher sind sie in der Bilanz nicht als Rücklage erkennbar. 

Beispiel einer stillen Rücklage (auch stille Reserve genannt):

Zum Vermögen des Unternehmens gehört eine Immobilie in einem Gewerbepark, die vor 5 Jahren für 250.000€ gekauft wurde. Aufgrund einer positiven Weiterentwicklung des Gewerbeparks mit guter Verkehrsanbindung und steigenden Immobilienpreisen könnte das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt einen Verkaufspreis von 450.000€ für das Objekt erzielen. Da lediglich 250.000€ bilanziert sind, verfügt das Unternehmen über stille Reserven in Höhe von 200.000€, die nicht als Rücklage erkennbar sind.

Offene Rücklagen

Offene Rücklagen hingegen sind als Bestandteil des Eigenkapitals erkennbar und werden in der Bilanz als Kapitalrücklage oder als Gewinnrücklage ausgewiesen. Kapitalgesellschaften können durch den Gesetzgeber (z.B. § 150 Abs. 1 und 2 AktG, § 5a Abs. GmbHG, § 272 Abs. 4 HGB) oder per Satzung des Unternehmens zur Bildung von Rücklagen verpflichtet sein.

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Was sind Rückstellungen?

Rückstellungen werden vom Unternehmen für zukünftige Aufwendungen gebildet, deren Zeitpunkt und Höhe ungewiss sind. Weisen konkrete Tatsachen darauf hin, dass mit einer Inanspruchnahme zu rechnen ist, werden Rückstellungen aus kaufmännischer Vorsicht gebildet. 

Die Pflicht, Rückstellungen zu bilden

Rückstellungen werden zu verschiedenen unternehmerischen Zwecken gebildet (vgl. § 249 HGB). 

  • Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten (z.B. Pensionsrückstellungen, Steuernachzahlungen, Prozessrisiken)
  • Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften (Verkaufserlöse werden den Aufwand wahrscheinlich nicht decken)
  • Gewährleistungsrückstellungen (für nicht vorhersehbare Ansprüche von Kunden)
  • Instandhaltungsrückstellung (Aufwand für unterlassene Instandhaltungsmaßnahmen)
  • Rückstellungen für die Erstellung des Jahresabschlusses

Unternehmen sind verpflichtet Rückstellungen zu bilden, wenn die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen. Beim Wegfall eines Rückstellungsgrundes ist die Rückstellung aufzulösen.

Buchung einer Rückstellung und Auflösung einer Rückstellung

Die Rückstellung wird zu Lasten des Aufwands gebildet, der bei Inanspruchnahme (Rechnungserhalt) zu belasten wäre. In der Bilanz sind Rückstellungen auf der Passivseite zu finden und bilden zusammen mit den Verbindlichkeiten das Fremdkapital des Unternehmens.

Beispiel zur Buchung einer Rückstellung

Eine Maschine im Betrieb ist defekt und soll kurzfristig repariert werden. Der Kostenvoranschlag für die Reparatur über 2.000€ netto liegt zum Jahresende jedoch schon vor.

Buchung Rückstellung im alten Jahr:

Rückstellung für Instandsetzung einer Maschine

s 4805; Reparaturen von Anlagen 2.000€
h 0971; Rückst. für unterl. Aufw. für Instandhaltung, Nachholung in den ersten 3 Monaten 2.000€

Buchung nach Rechnungserhalt im neuen Jahr:

1. Buchung

Bezahlung der Rechnung

s 0971; Rückst. für unterlassene Aufwend. für Instandhaltung 19% USt. 1.785€
h 1200; Bank 1.785€

2. Buchung

Ertrag aus Auflösung von Rückstellungen

s 0971; Rückstellungen für unterl. Aufwendungen für Instandhaltung 500€
h 2735; Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen 500€

In BuchhaltungsButler können Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen ganz einfach im erweiterten Buchungsmodus erfasst werden.

Die sonstigen betrieblichen Erträge ergeben sich aus der zu hoch angesetzten Rückstellung im alten Geschäftsjahr.

Die wichtigsten Unterschiede von Rücklagen und Rückstellungen

Es gibt einfache Möglichkeiten Rücklagen und Rückstellungen voneinander zu unterscheiden:

  1. Rücklagen sind Bestandteil des Eigenkapitals (nur offene Rücklagen), während Rückstellungen zum Fremdkapital zählen.
  2. Zur Bildung von Rücklagen sind Kapitalgesellschaften per Gesetz oder per Satzung verpflichtet. Rücklagen sind immer dann zu bilden, wenn es erforderlich ist.
  3. Während die Bildung von Rückstellungen sich gewinnmindernd auswirkt, haben Rücklagen keine Auswirkung auf den Unternehmenserfolg.
  4. Rücklagen sind nicht zweckgebunden und stärken das Unternehmen finanziell. Sie können ausgegeben oder gespart werden, um ein Unternehmen in Krisenzeiten zu stützen. Rückstellungen hingegen müssen einen Grund haben und sind aufzulösen, wenn dieser entfällt.
wichtigsten Unterschiede Rücklagen & Rückstellungen

Zusammenfassung von Rücklagen und Rückstellungen

Sowohl Rücklagen als auch Rückstellungen werden gebildet, um Geld zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden. Rücklagen müssen dabei keinen bestimmten Zweck erfüllen. Rückstellungen hingegen werden für Verbindlichkeiten gebildet, die sehr wahrscheinlich eintreten. Rücklagen zählen zum Eigenkapital und sind erfolgsneutral, während Rückstellungen zum Fremdkapital gehören und den Erfolg schmälern. 

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FAQs

Was versteht man unter Rücklagen?

Rücklagen werden vom Unternehmensgewinn einbehalten und für zukünftige Zwecke auf einem entsprechenden Rücklagenkonto “geparkt”. Sie sind Teil des Eigenkapitals.

Wie sind Rückstellungen und Rücklagen in der Bilanz dargestellt?

Rücklagen gehören zum Eigenkapital des Unternehmens, Rückstellungen hingegen sind Teil des Fremdkapitals.

Was sind Rücklagen Beispiele?

Es gibt offene Rücklagen wie die Kapital- oder Gewinnrücklage. Aber auch stille Rücklagen bzw. stille Reserven können gebildet werden.

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