Gliederung
Umlaufvermögen berechnen & bewerten | BuchhaltungsButler
Das Vermögen von Unternehmen wird in Anlage- und Umlaufvermögen (kurz AV und UV) unterteilt. Wer eine Bilanz erstellen möchte, muss Anlage- und Umlaufvermögen unterscheiden können und in der Lage sein, das Vermögen des Unternehmens zu bewerten. Wir erklären in diesem Artikel, welche Vermögensgegenstände zum Umlaufvermögen gehören, wie es berechnet wird und welche Rückschlüsse man aus den Berechnungen ziehen kann.
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Was ist Umlaufvermögen?
Als Umlaufvermögen werden diejenigen Vermögensgegenstände bezeichnet, die nur kurzfristig im Unternehmen verbleiben. Gegenstände, die zum Verkauf vorgesehen sind, und Materialien, die zur Herstellung von Produkten benötigt werden, gehören zum Beispiel zum Umlaufvermögen. Zusammen mit dem Anlagevermögen bildet das Umlaufvermögen das Gesamtvermögen des Unternehmens.
Im Handelsgesetzbuch ist klar geregelt, wie die Bilanz strukturiert wird und wie das Umlaufvermögen dort aufzuführen ist. Das Umlaufvermögen gehört wie auch das Anlagevermögen zu den Aktivposten der Bilanz. Es wird nach dem AV aufgeführt, da die Bilanz nach steigender Liquidität zu ordnen ist. Der §266 HGB sieht dabei folgende Reihenfolge für die Auflistung des Umlaufvermögens vor:
Bilanzposten | Unterpunkt | Beispiele |
I. Vorräte |
|
Stoffe und Garn in der Schneiderei und fertige Shirts, die zum Verkauf bestimmt sind |
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände |
|
ausstehende Zahlungen für bereits gelieferte Ware |
III. Wertpapiere |
|
Aktien und Beteiligungen (sofern kurzfristig) |
IV. Kassenbestand, Bankguthaben und Schecks | sämtliche liquiden Mittel |
Abgrenzung zum Anlagevermögen
Laut §247 HGB sind Gegenstände, die dem Geschäftsbetrieb dauernd dienen, Anlagevermögen. Zum Umlaufvermögen hingegen gehören diejenigen Vermögensgegenstände, die im Rahmen des Geschäftsprozesses nur kurzfristig im Unternehmen verbleiben. Während das Anlagevermögen sämtliche Gebrauchsgüter des Unternehmens umfasst, also diejenigen, die wiederholt zum Einsatz kommen, werden sämtliche Verbrauchsmittel dem Umlaufvermögen zugeordnet. Das UV unterliegt stärkeren Schwankungen und Änderungen als das Anlagevermögen.
Auch wenn man bei dem Wort langfristig automatisch ans Anlagevermögen denkt, gibt es auch langfristiges Umlaufvermögen. Hierzu gehören zum Beispiel Bankguthaben oder Rohstoffe für die Produktion, die als Reserven gelten und ein Jahr oder länger im Unternehmen verbleiben.
Wie wird Umlaufvermögen gebucht?
Im Geschäftsalltag gehört die Buchung von Umlaufvermögen zu den immer wiederkehrenden Aufgaben. Bei den Konten des Umlaufvermögens handelt es sich um aktive Bestandskonten. Zugänge werden hier im Soll und Abgänge auf den Bestandskonten im Haben gebucht.
Beispiel: Sie produzieren Kleidung für einen Kunden und berechnen für die bestellten Shirts 1.000€.
s | 1400; Forderungen a.L.u.L. | 1.000€ | |
h | 8200; Erlöse | 19% USt. | 1.000€* |
Marcus Kemper
Steuerberater bei Steuerkemper
Marcus Kemper arbeitete bereits in verschiedenen renommierten Steuerberaterkanzleien. Nachdem er 2006 erfolgreich sein Steuerberaterexamen absolvierte, folgte 2007 dann die eigene Existenzgründung. Seine Kanzlei bietet unter anderem Bescheidprüfung, Betriebsprüfung sowie betriebswirtschaftliche und gestalterische Beratung an. Zu einer der jüngsten Auszeichnungen von Steuerkemper zählt das Datev-Label “Digitale Kanzlei”, welches der Kanzlei im Jahr 2019 verliehen wurde.
Bewertung des Umlaufvermögens – Kennzahlen und was sie aussagen
Kennzahlen bieten die Möglichkeit, ein Unternehmen zu bewerten. Auch aus dem Umlaufvermögen ergeben sich Rückschlüsse über die aktuelle Lage einer Firma.
Kennzahlen, die aus dem Umlaufvermögen ermittelt werden, sind zum Beispiel
- das Working Capital,
- die Vermögensintensität oder
- die Umlaufintensität.
Working Capital
Darüber, wie das Anlage- und Umlaufvermögen finanziert sind, gibt das Working Capital Auskunft. Es wird auch als Netto-Umlaufvermögen bezeichnet. Bei der Berechnung werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens mit einbezogen.
Formel zur Berechnung:
Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten
Ein positives Netto-Umlaufvermögen bedeutet, dass das Umlaufvermögen die kurzfristigen Verbindlichkeiten abdeckt. Das Working Capital sollte in jedem Fall positiv sein. Allerdings gilt hier nicht die Devise “je höher, desto besser”. Für die Kreditwürdigkeit des Unternehmens ist es zwar wichtig, dass es kurzfristige Verbindlichkeiten tilgen kann, ohne auf langfristiges Kapital zurückgreifen zu müssen. Ein hohes Working Capital kann aber auch auf zu hohe Lagerbestände oder schlechtes Mahnwesen (zu hohe Forderungen aLuL) hinweisen und damit auf Schwierigkeiten hinweisen.
Vermögensintensität
Die Vermögensintensität gibt Aufschluss darüber, wie das Verhältnis von Anlage- und Umlaufvermögen im Unternehmen ist.
Formel zur Berechnung:
Vermögensintensität = Anlagevermögen / Umlaufvermögen
Bei hoher Vermögensintensität verfügen Unternehmen über eine geringere Liquidität, da mehr Kapital durch das Anlagevermögen gebunden wird. Auch hier kann kein pauschaler Wert für eine gute oder schlechte Bewertung genannt werden. Händler oder Dienstleister sollten eine deutlich niedrigere Vermögensintensität aufweisen als zum Beispiel Produktionsunternehmen, da ihr Geschäftsbetrieb hauptsächlich vom Umlaufvermögen bestimmt wird.
Umlaufintensität
Welchen Anteil am Gesamtvermögen macht das Umlaufvermögen aus? Um diese Frage zu beantworten, berechnet man die Umlaufintensität.
Formel zur Berechnung:
Umlaufintensität = Umlaufvermögen / Gesamtvermögen
Ein hoher Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen ist dabei als positiv zu werten, weil das Vermögen schnell verfügbar ist. Wie beim Working Capital kann aber auch die Umlaufintensität auf zu hohe Lagerbestände oder Forderungen hinweisen. Eine individuelle Betrachtung ist demnach geboten.
Zu hohe positive Werte bei den genannten Bilanzkennzahlen können unter anderem auf zu viel langfristiges Umlaufvermögen hinweisen. Wurde evtl. zu konservativ geplant oder befinden sich Bankguthaben und Rohstoffe als Rücklage im Vermögen?
Kann man Umlaufvermögen abschreiben?
Planmäßige Abschreibungen können für das Umlaufvermögen nicht vorgenommen werden. Außerplanmäßige sind sie bei entsprechenden Voraussetzungen jedoch möglich. Bei der Bewertung des Umlaufvermögens kommt stets das Niederstwertprinzip zum Einsatz. Hierbei gilt es, einen Vermögensgegenstand mit dem niedrigsten Wert in die Bilanz einzustellen, wenn mehrere Optionen möglich sind.
Beispiel: Sie kaufen unterjährig Aktien im Wert von 500€, die zum Bilanzstichtag jedoch nur einen Wert von 300€ haben. In der Bilanz ist dann der niedrigere Wert anzugeben und eine außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von 200€ vorzunehmen.
Zusammenfassung
Als Umlaufvermögen werden Vorräte, Wertpapiere, Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände bezeichnet, die nicht zum Anlagevermögen gehören. Es dient dem Verbrauch, der Verarbeitung, der Rückzahlung oder ist zur kurzfristigen Veräußerung bestimmt. Die Höhe des Umlaufvermögens ermöglicht Bewertungen über die Liquidität eines Unternehmens. Es bildet zusammen mit dem Anlagevermögen das Gesamtvermögen und wird in der Bilanz auf der Aktivseite aufgeführt. Eine planmäßige Abschreibung des Umlaufvermögens ist nicht möglich.
FAQs
Was gehört zum Umlaufvermögen (Beispiele)?
Gemäß §266 HGB gehören zum Umlaufvermögen unter anderem fertige und unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen, Forderungen sowie der Kassenbestand des Unternehmens.
Was gehört zum Anlagevermögen und was zum Umlaufvermögen?
Zum Anlagevermögen werden Gebrauchsgüter gezählt, die zur mehrmaligen Verwendung im Geschäftsbetrieb ausgelegt sind. Verbrauchsmaterialien und -gegenstände hingegen werden dem Umlaufvermögen zugeordnet.
Was gehört zum langfristigen Umlaufvermögen?
Rohstoffe und Bankguthaben, die als Reserve gedacht sind und ein Jahr oder länger im Unternehmen verbleiben, gehören zum langfristigen Umlaufvermögen.
Wie errechne ich das Umlaufvermögen?
Das Gesamtvermögen des Unternehmens abzüglich Anlagevermögen ergibt das Umlaufvermögen.
Was wird nach zunehmender Liquidität geordnet?
Die Vermögensposten in der Bilanz müssen nach steigender Liquidität geordnet werden. Das stark gebundene Anlagevermögen steht daher vor dem Umlaufvermögen, welches sich leicht liquidieren lässt.
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