Gliederung
Verdeckte Gewinnausschüttung (vGA) | BuchhaltungsButler
Werden Gesellschaftern oder nahestehenden Personen einer Kapitalgesellschaft Vorteile zulasten des Gewinns eingeräumt, dann kann eine verdeckte Gewinnausschüttung (vGA) vermutet werden. Diese zieht steuerliche und ggf. sogar rechtliche Konsequenzen für das Unternehmen und die betroffenen Gesellschafter mit sich. Wir erklären Ihnen, was verdeckte Gewinnausschüttungen sind und wie sie vom Gesetzgeber behandelt und versteuert werden. Außerdem geben wir Ihnen Hinweise, wie sich verdeckte Gewinnausschüttungen vermeiden lassen.
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Was sind verdeckte Gewinnausschüttungen?
Es gibt keine gesetzliche Definition für verdeckte Gewinnausschüttungen. Wird von ihnen gesprochen, dann sind damit Zuwendungen an Gesellschafter oder nahestehende Personen gemeint, die alle vier nachstehenden Kriterien erfüllen:
- Das Vermögen der Kapitalgesellschaft wurde gemindert oder die Vermehrung des Vermögens verhindert.
- Die Minderung oder verhinderte Mehrung wurde durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst.
- Der Gewinn der Gesellschaft wurde beeinflusst.
- Das Vermögen des Unternehmens wird unabhängig von offenen Ausschüttungen verschoben.
Der Gesetzgeber schreibt vor, dass verdeckte Gewinnabführungen das Einkommen der Gesellschaft nicht mindern dürfen (vgl. § 8 (3) KStG). Außerbilanziell müssen die vGA daher hinzugerechnet werden, damit die Bemessungsgrundlage für das zu versteuernde Einkommen nicht beeinflusst wird.
Merkmale der verdeckten Gewinnausschüttung
Die vorgenannten Kriterien helfen bei der Einordnung, ob im Individualfall eine vGA vorliegt. Aber was bedeutet eigentlich “durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst” oder “verhinderte Mehrung des Vermögens”?
Vermögensminderung und verhinderte Vermehrung: Erhält ein Gesellschafter des Unternehmens einen Vorteil, der sich auf das Bilanzergebnis/ GuV auswirkt, dann liegt eine Vermögensminderung oder verhinderte Vermehrung vor. Dies kann durch Aufwendungen geschehen, die dem Unternehmen zugunsten des Gesellschafters entstehen (Minderung). Oft kommen Gesellschaftern aber auch Vergünstigungen zugute, die das Unternehmen daran hindern, höhere Einnahmen zu erzielen (verhinderte Vermögensmehrung).
Durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst: Erhalten Gesellschafter oder nahestehende Personen Vorteile, die man fremden Dritten als ordentlicher Kaufmann nicht gewähren würde, weil sie außergewöhnlich hoch sind, kann davon ausgegangen werden, dass die Vorteilsgewährung durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst wurde.
Zudem bietet sich stets der Fremdvergleich an, um zu prüfen, ob ein Vorgang mit einer vGA verbunden ist. Hierbei müssen Sie nichts anderes tun, als zu beurteilen, ob eine dem Gesellschafter gewährte Zuwendung einem objektiven Fremdvergleich standhält. Entscheidend sind hier die unüblichen Konditionen.
Beispiele für vGA
Verdeckte Gewinnausschüttungen können mehr oder weniger offensichtlich sein. Wir wollen an dieser Stelle daher ein paar Beispiele zeigen, bei denen eine verdeckte Gewinnausschüttung vorliegt:
- Der Sohn eines Gesellschafters ist im Unternehmen angestellt und erhält ein Jahresgehalt in Höhe von 70.000€, wobei andere Mitarbeiter in gleicher Position und mit ähnlichen Qualifikationen nur 50.000€ beziehen.
- Einem Gesellschafter wird ein Objekt, das sich im Bestand des Unternehmens befindet, zum Mietpreis von 1.000€ vermietet. Ortsüblich wäre jedoch ein Mietpreis von 2.000€.
- Der Gesellschafter entnimmt Waren oder Wirtschaftsgüter aus dem Unternehmen für den Privatzweck, ohne dafür zu zahlen.
- Private Dienstleistungen an einen Gesellschafter werden vom Unternehmen gezahlt.
- Die Frau des Gesellschafters ist beim Unternehmen angestellt. Sie erhält eine für den Job angemessene Bezahlung, für die sie jedoch nicht die vereinbarte Leistung erbringt.
vGA – nicht immer steckt Absicht dahinter
Die genannten Beispiele lassen sich meist leicht als verdeckte Gewinnausschüttung definieren. Doch nicht immer ist einem Gesellschafter bewusst, dass ein Vorgang zu einer verdeckten Gewinnausschüttung führt.
Nehmen wir zum Beispiel an, Sie haben für das vergangene Geschäftsjahr lieber konservativ geplant und sich selbst ein niedrigeres Gehalt zugesprochen. Stellen Sie nach Jahresabschluss fest, dass die Geschäfte deutlich besser liefen, als vermutet, gewähren Sie sich als Geschäftsführer nachträglich eine Gehaltsanpassung. Ohne dass es Ihnen bewusst ist, führt die nachträgliche Anpassung zu einer verdeckten Gewinnausschüttung.
Halten Sie Änderungen, die Ihnen als Gesellschafter Vorteile bringen, stets schriftlich fest und halten sich konkret an die Vereinbarungen, damit bei einer Überprüfung kein Verdacht auf verdeckte Gewinnausschüttungen entsteht.
Sonderfall beherrschender Gesellschafter
Besondere Vorschriften gelten als Vorkehrung für Unternehmen, die einen sogenannten beherrschenden Gesellschafter (Anteile an der Gesellschaft über 50%) haben. Hier ist zu beachten, dass sämtliche Vereinbarungen zwischen Gesellschafter und Unternehmen dem Transparenzgebot und einer damit verbundenen Formstrenge unterliegen. Vereinbarungen müssen demnach im Voraus getroffen und festgehalten werden, damit keine Manipulationen im Nachhinein durch die beherrschende Stellung des Gesellschafters ausgeübt werden können. Nachträgliche Vereinbarungen gelten auch dann als vGA, wenn sie zu üblichen Konditionen getroffen werden. Auch wenn nicht entsprechend getätigter Vereinbarungen gehandelt wird, kann eine vGA vorliegen.
Steuerliche Folgen von verdeckten Gewinnausschüttungen
Wie bereits erwähnt, wird die Vermögensminderung einer vGA nicht anerkannt. Es erfolgt eine Hinzurechnung in Höhe der verdeckten Gewinnabführung außerhalb der Bilanz. Sie wird in die Berechnung von Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag bei der Kapitalgesellschaft mit einbezogen. Diese müssen, sofern eine vGA erst nachträglich festgestellt wird, korrigiert und nachgezahlt werden.
Gesellschafter, denen ein Vermögensvorteil zugekommen ist, der mit einem Vermögensnachteil auf Seiten der Gesellschaft verbunden ist, müssen auf ihre erhaltenen Kapitalerträge eine Abgeltungsteuer entrichten.
Buchung von verdeckten Gewinnausschüttungen
Wird eine verdeckte Gewinnausschüttung aufgedeckt, sind Korrekturen erforderlich. Die vGA selbst wird dem Einkommen zwar außerbilanziell zugerechnet. Steuerkorrekturen, die sich aus der vGA ergeben, sind jedoch zu buchen.
Beispielbuchung vGA:
Bei der Betriebsprüfung wurde eine verdeckte Gewinnausschüttung entdeckt, die eine Steuernachzahlung für das Unternehmen mit sich zieht. Sie müssen 4.500€ Körperschaftsteuer, zzgl. Solidaritätszuschlag in Höhe von 247,50€ zahlen. Außerdem wird eine Nachzahlung der Gewerbesteuern in Höhe von ebenfalls 5.040€ fällig.
s | 2203; Körperschaftsteuer für Vorjahre | 4.500€ |
s | 2209; Solidaritätszuschlag für Vorjahre | 247,50€ |
s | 2281; Gewerbesteuernachzahlung für Vorjahre | 5.040€ |
h | 0963; Körperschaftsteuerrückstellung | 4.747,50€ |
h | 0956; Gewerbesteuerrückstellung (§4 (5b) EStG) | 5.040€ |
Rechtliche Folgen von verdeckten Gewinnausschüttungen
Zugegeben: dass rechtliche Folgen, wie ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung drohen, stellt ein Worst-Case-Szenario dar. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Falschangaben in der Steuererklärung, die sich durch verdeckte Gewinnausschüttungen ergeben, auch rechtliche Konsequenzen mit sich ziehen. Dies gilt vor allem, wenn Gesellschafter bewusst bzw. absichtlich handeln. Für Fehlverhalten, wie etwa Steuerhinterziehung oder Steuerverkürzung, müssen sich geschäftsführende Gesellschafter verantworten. Insbesondere, wenn den Gesellschaftern eine beabsichtigte vGA nachgewiesen werden kann, drohen Rechtsfolgen aus dem Tatbestand der Steuerhinterziehung.
So können Sie verdeckte Gewinnausschüttungen vermeiden
Bestandteil von Betriebsprüfungen ist es häufig, verdeckte Gewinnausschüttungen aufzudecken. Einfache Regeln können Ihnen dabei helfen, vorab zu prüfen, ob Vorgänge zu einer verdeckten Gewinnausschüttung führen. So lassen sich diese vermeiden.
Treffen Sie Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Gesellschaftern schriftlich und halten sämtliche Inhalte so fest, dass sie klar formuliert und leicht zu überprüfen sind.
Fragen Sie sich bei Vereinbarungen stets, ob dieser Vorgang einem Fremdvergleich standhalten kann oder nicht und ändern Kriterien entsprechend, sofern gewährte Vorteile unüblich sein sollten. Fragen Sie sich bei der Einstellung eines Familienmitglieds zum Beispiel, ob sie anderen Bewerbern für die Position ein ähnliches Gehalt zahlen oder fremde Bewerber mit gleicher Qualifikation auf die Position setzen würden.
Fazit
Verdeckte Gewinnausschüttungen sind ein heikles Thema. Schnell kann Gesellschaftern Steuerhinterziehung oder Steuerverkürzung vorgeworfen werden, wenn Vermögensminderungen oder verhinderte Vermögensmehrungen der Gesellschaft mit außergewöhnlichen Vorteilen eines Gesellschafters in Verbindung gebracht werden können. Daher ist es wichtig, die Kriterien für verdeckte Gewinnausschüttungen bei Abkommen zwischen Gesellschaftern und dem Unternehmen zu prüfen und zu vermeiden.
FAQs
Unter welchen Voraussetzungen liegt eine verdeckte Ausschüttung vor?
Vier Kriterien sprechen für das Vorliegen einer vGA. Diese sind Vermögensminderungen oder verhinderte Vermehrungen, die durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst wurden, den Gewinn des Unternehmens beeinflussen und welche in keinem Zusammenhang mit offenen Ausschüttungen stehen.
Was bewirkt eine verdeckte Gewinnausschüttung?
Mindern verdeckte Gewinnausschüttungen das zu versteuernde Einkommen, so werden die verminderten Beträge dem zu versteuernden Einkommen außerbilanziell wieder hinzugerechnet.
Sind verdeckte Gewinnausschüttungen illegal?
Für Gesellschafter gilt es unbedingt, Vorkehrungen zu treffen, um verdeckte Gewinnausschüttungen zu vermeiden. Auch wenn nicht jede vGA zur Anzeige kommt und eine Aufdeckung oft nur steuerliche Konsequenzen mit sich zieht, sind sie verboten.
Wann ist eine vGA eine Steuerhinterziehung?
Wird Gesellschaftern nachgewiesen, dass verdeckte Gewinnausschüttungen bewusst und beabsichtigt erfolgt sind, wird eine Steuerhinterziehung vermutet und es drohen Rechtsfolgen für die Unternehmer.
Wie wird eine vGA versteuert?
Verdeckte Gewinnausschüttungen werden auf der Unternehmensseite mit Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag besteuert. Betroffene Gesellschafter müssen im Rahmen der Einkommenssteuererklärung Abgeltungssteuer für Kapitalerträge leisten.
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